Es ist vorgesehen alle paar Jahre weitere Gruppen mit jeweils 4 Astronauten dort zu landen, damit allmählig eine kleines Dorf entsteht. Das klingt ja alles ganz schnuckelig, jedoch scheint es mir objektiv gesehen völlig irrational, jedenfalls langfristig, selbst wenn ich vielleicht selbst gern dabei wäre. Die Seite scheint sich jedenfalls in einigen Punkten selbst zu wiedersprechen, so ist zB. auf dem Preview Video zu sehen, wie man sich die Marsbasen für jeweils 4 Astronauten vorstellt, die Dimensionen passen hierbei nicht wirklich zu den Angaben in der FAQ. Auch wenn das ganze eine Vision des Ziels darstellt, ist zB. bei der Geräumigkeit des Ganzen davon die Rede, das auf dem Zielplaneten jedem Bewohner ein Wohnbereich von ca. 50 m² (Stichwort Merotop) zugehörig ist, was eine Gesamtfläche von 200 m² ausmacht. Diese Habitate nutzen dabei eine Entfaltungstechnik (vor einigen Jahren wurde bereits ein Modellversuch solcher komprimierten Wohneinheiten erfolgreich durchgeführt, jedenfalls direkt im Raum zu Probezwecken durch ein Raumfahrtunternehmen). Das Verfahren klingt logisch, da ein Transport von Fertigmodulen in der Größe sicher jegliches Kostenlimit übersteigen würde. Auf der anderen Seite ist ein Modul auf dieser Basis langfristig gesehen sicher nicht ganz unanfällig für Materialermüdung und andere Unwegbarkeiten. Was das Vorschauvideo angeht, so sind diese Habitate doch deutlich kleiner als 200 m² visuell dargestellt, jedenfalls im Bezug auf herzustellene Lebensmittel und Sauerstoff Farmen. Ich würde mir vorstellen, das wenn man schon auf dem Mars sesshaft wird, das zu den Aufgaben gehören dürfte diese Dinge selbst zu produzieren, da ein Transport der nötigen Resourcen vom Mutterplaneten zur neuen Welt auf dem Zielplaneten vermutlich logistisch unrealistisch ist.
Apropos neue Welt, auch der Vergleich mit Entdeckung der neuen Welt hinkt etwas, zumal, um mal bei Columbus zu bleiben, dieser zwar am Zielort eintraf, jedoch garnicht mal dort landete wo er eigendlich hin wollte und die Mannschaft aus deutlich mehr Mitgliedern bestand von denen auch viele im Rahmen der Reise verstarben. Auf Basis dessen, selbst wenn man einen Vergleich ziehen könnte und eine Prozentangabe errechnen könnte aufgrund des Verlustes an Menschenleben bei der Columbusreise mit der ersten Reise dieser Art mit einer 4 köpfigen Besatzung, glaube ich kaum das man mit dem lt. Mars One sinnbildlich besagten linken Bein auskommen würde um den Traum zu verwirklichen.
Ausserdem dauerte es bei Columbus nicht allzu lange, bis eine gewisse Unabhängigkeit erklärt wurde, und man sich von der Krone trennte, was bei im Vergleich dazu bei einer Marsmission dieser Art sicher ungeahndet bleiben dürfte. Was soll man da machen ? Jemand hinschicken der sagt "Du, du, du, mach das nicht nochmal" ? - Klingt nicht sehr warscheinlich in meinen Augen.
Die Finanzierung soll lt. der Seite wie bereits erwähnt überwiegend durch eine Reality Show vorangetrieben und finanziert werden, ich meine wie realistisch ist das, das jemand der ein mal da ist, länger als ein paar Jahre auf dem Mars in einer Dose hockt noch Lust verspührt das buchstäblich jeder der möchte, über die Blasenfunktionalität oder das Aufkommen von Meteorismus bei sich bescheid weis. Ich vermute einfach mal ganz Zart, solange da keine TV Produzenten und Security Personal rumlaufen, dürfte es nicht allzu lange dauern bis der Eine oder Andere der 4 auf die Idee kommt einfach die Kameras zuzukleben.
Ich ziehe auf den Planeten X und nehme mit
eine Zahnbürste,
eine Rolle Klebeband,
und eine Zyankalikapsel
Bei einer Reality Show gibts eigendlich immer (jedenfalls soweit mir bekannt ist) ein lohnendes Ziel. Die Frage ist doch welches lohnendes Ziel hat man noch wenn man ohnehin schon mal da ist wo mal hinwollte ? Die Chance auf eine Heimreise ? Das wäre doch was, oder nicht ? Nur dann ist die ganze Geschichte Sinnlos, da es ja um den Aufbau von sozialen Strukturen und der Erkundung einer neuen Welt geht, jedenfalls für die Reisenden, das es prinzipiell um das große Geld und Einschaltquoten gehen könnte lassen wir vorerst mal aussen vor.
Vermutlich wurden die neuen Marsianer zwar noch ihre Arbeit verrichten, für sich selbst sorgen, jedoch persönlich gesehen mit der Zeit gewissen Verhaltensweisen entwickeln die an die Abgestumpfheit und Gleichgültigkeit der Protagonisten des SciFi Klassiker Film "Dark Star" erinnern.
Die Kameras würden abgedunkelt, und nur noch das Mindestmaß an Informationen übermittelt. Selbst mit noch so viel Intusiasmus und Selbstaufgabebereitschaft dürfte irgendwann der Breakpoint erreicht werden, zumal es eben nach der aktuellen Planung ein One-Way Ticket ohne Wiederkehr ist. Selbst wenn man Leute findet die dazu bereits sind, sich freiwillig ein Leben lang in eine Dose in der Wüste einsperren zu lassen, ähnlich eines Inhaftierten mit lebenslänglich, dürften letztere ggf. immer noch mehr Freiheitsgrade zur Verfügung haben.
Auch die Produktion der benötigten Rohstoffe und Grundlagen des Lebens sind meiner Ansicht nach nicht abschliessend durchdacht. So gab es bereits vor einigen Jahren mehrfach Versuche ein völlig unabhängiges Ökosystem unter eine Kuppel hermetisch abgeschnitten von der Außenwelt auf der Erde zu schaffen, bisher scheinen alle diese Versuche kläglich versagt zu haben, ein gutes Beispiel für einen solchen Versuch ist die Biosphäre 2 wo immerhin 2 Jahre überleben möglich war, dies jedoch nur unter speziellen Bedingungen und natürlich dem Lichteinfall wie man ihn auf der Erde hat. Ein solches Konstrukt auf dem Mars zu schaffen, dürfte deutlich die Möglichkeiten eines solchen Projektes zum gegenwärtigem, technischen und finanziell machbarem Stand überschreiten.
Um jedoch fair zu bleiben bleibt zu sagen das es vor einigen Jahren ein weitestgehend erfolgreiches Experiment dieser Art gab, das russische Bios-3 Project verwendete ein bei weitem kleiners Habitat mit einem in sich abgeschlossenen Ökosystem, hierbei kamen primär Algen zur Luftaufbereitung zum Einsatz. Weitere informationen diesbezüglich lassen sich auf der russischen Seiten der International Center for Closed Ecosystems (übersetzt ins deutsche) finden. In diesem Zusammenhang wäre noch zu erwähnen das die Habitate in den beschreibenden Bildern in der Erweiterungs (Aufbau von Infrastruktur) gewisse Ähnlichkeiten mit dem Laboratory Biosphere Project der Global Ecotechnics Corporation aufweisen.
Fortsetzung folgt...